Donnerstag, 23. Mai 2013

Alltag in Tripolis während einer Veranstaltung

So ein Tag in Tripolis kann schon spannend sein !
Aber fangen wir einmal langsam an, denn eigentlich begann dieser Tag arbeitsmäßig mit einem Anruf eines ehemaligen österreichischen Expats der auf Besuchsreise war.  Um 8 Uhr sollte ohnehin bereits jeder arbeitsbereit sein. Nach dem Gespräch ins Auto gesetzt und Richtung Hotel Corinthia fahren um die Teilnehmer der Marktsondierungsreise einzuklauben und zum ersten Gruppentermin beim allmächtigen Housing & Infrastructure Board zu bringen.
Ein Kollege begleitet die Gruppe, somit habe ich Zeit kurz auf der Messe zu nachzusehen ob die 16 Aussteller irgendetwas benötigen. Der Aushilfsfahrer Ahmed(*) ruft um 9.30 an um mir mit Grabesstimme zu sagen, dass er nicht kommen kann. Er habe ganz vergessen, dass seine Frau heute aus Saudi (Arabien) ankommt. Naja, was solls. Alternative suchen, und weiter gehts. Im Büro einmal ein paar emails beantworten, nichts aussergwöhnliches heute:
- einer Firma wird vorgeworfen, daß sie Lebensmittel Qualitätsstandards nicht erfüllt
- eine Firma weiß nicht ob sie in Misrata einen Auftrag annehmen kann, denn man findet keine Versicherung,
- und eine andere möchte ab Samstag nach Libyen kommen um österreichisches Schnittholz zu verkaufen, man ersucht um Unterstützung bei der Terminvorbereitung
Schnell noch Teller, Besteck und Getränke ins Auto geladen, und den Fahrer zu mir nach Hause geschickt (Vorbereitung für das Abendessen) und um 13h mit hechelnder Zunge beim Planungsministerium auftauchen.
Welche Pläne es in Libyen gibt, hoffen wir vom Planungsministerium zu erfahren. Aber das wäre ja doch ein wenig viel verlangt. Es liege an uns Vorschläge zu machen ! 13.000 Altverträge gäbe es. Und schon bald werde man mit allem wieder beginnen.
Wir verlassen das Ministerium, der Bigli (Sandsturm) ist mittlerweilen wirklich stark geworden. Man sieht nur wenige hunderte Meter, man spürt den Sand auf der Haut.
Bis zum nächsten Termin ist es noch 1,5h, also gehen wir in ein Cafe um dort zu warten.
Austrian Airlines ist zwischenzeitlich wegen des Sandstrums in Malta gelandet. Vier Teilnehmer, die bereits frueher zurückfliegen mussten, wurden am Flughafen auf den nächsten Flieger (Alitalia) vertröstet.
Der Vizeminister empfängt uns, sagt uns aber auch bald, man solle nicht so schwierige Fragen stellen, wie zB wann es wieder losgehen werde. Man werde beginnen, wenn die Zeit dafür gekommen ist
Nach dem Meeting um 17.30 hetze ich nach Hause, denn um 19h kommen die Gäste.
Um 18.30 tröpfeln die ersten sms und Anrufe ein, die für den Abend absagen:


Ein kleines Gefecht eben bei dem Lokale mit Angehörigen des Supreme Security council (SSC) mit RPGs (Rocket Propelled Granates) und Kalashnikov ein Kräftemessen veranstalten.
Auch der Botschafter sitzt fest, der Herd ist nur wenige hundert Meter von der Residenz entfent, zum Zeitounkt des Anrufes befindet er sich in Deckung, denn die größeren Dinger schwirren ihm gerade um die Uhren. Aber da sich bald herausstellt, dass das ganze "only small problem" ist und "will be over very soon", tröpfeln dann die Gäste langsam herein. Es gibt selbst professionelle Security vor der Tür, hereingelassen wird nur, wer auch wirklich etwas hier verloren hat.
Um 19.30 rufen die vier Österreicher an, die am Flughafen vergeblich den ganzen Nachmittag auf irgendeinen Flieger gewartet haben. Jetzt ist es traurige Gewißheit, "rien ne va plus", der nächste Flieger kommt wegen des Sandsturms frühestens am nächsten Tag.
Also besorgt man eben in einem wegen der Baumesse ausgebuchten Hotel Corinthia noch schnell drei Zimmer, und schickt den Fahrer zum Flughafen um sie abzuholen.
Nachdem die letzten Gäste um 2.30 das Haus verlassen haben, konnte auch der Hausherr dem Zirpen der libyschen Grillen lauschen.

(*): Name geändert

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