Montag, 4. Juni 2012

"Dolce Vita" Österreichischer Firmen in Tripolis

Zur Aufgabe eines Wirtschaftsdelegierten gehört es auch, im Auftrag diverser österreichischer Firmen die Aktivitäten ihrer Mitarbeiter in den Auslandsmärkten zu beobachten. Und Verstösse sofort an das Headquarter einzuberichten.

Also machte ich mich am arbeitsfreien Freitag aufopferungsvoll auf die Suche nach meinen "Schäfchen". Der vermutete Ort war natürlich das einzige Ausländercamp in Tripolis - Palm City. Ort vieler Legenden und Mythen.
Und siehe da, ein guter Teil der österreichischen Meute wurde dort auf Anhieb gefunden.
Was wird da nicht alles nach Österreich berichtet: Hardship, Gefechte, in der Nacht laufend Schüsse, abgefackelte Häuser, Bandenkriege. Und dann das !
Aber schauen wir uns einmal an, was denn an dem einzig freien Tag in der Woche genau passiert:
Antonio Tassone (Lufthansa/Austrian Airlines - bild oben) versucht gerade seine Flieger zu füllen. Bevorzugt natürlich die Qualitätsmarke im Konzern: Austrian Airlines.

Asamer (Mario Zottele, CEO JLCC und Christoph Spiesberger / JLBM) müssen erst die Morgenarbeit verdauen. Denn der arbeitsfreie Freitag in Libyen (seit der Revolution herrscht 6 Tage Woche in Libyen)  wird vom Mutterhaus als gar nicht so arbeitsfrei gesehen: da müssen vor dem Wochenende noch Auftraege fertiggestellt werden, Sitzungen vorbereitet  und laufend Telefongespräche entgegengenommen werden. Dank WLAN im Palm City kann man dies vom Apartment erledigen, und sich dann 1-2 Stunden bei einem Kaffee Kraft für die nächste Arbeitsrunde holen.

Am besten tut man dies an der Poolbar. Getränke bis zum Abwinken: Orangensaft, Erdbeercocktail, Wasser, Sprite, Pepsi, Coca Cola, Tonic - kein Wunsch bleibt offen. Zum Glück sind wir Österreicher soweit erzogen, dass wir auch wochenlang ohne Alkohol auskommen. Wie Kamele genuegt uns eine Ladung Wasser und wir sind zu Höchstleistungen bereit.
Und für diejenigen die es gar nicht aushalten: Fruchtsaefte lang genug in der Sonne stehen lassen, da bekommt man schon einen Alkoholgehalt von 2-3 Prozent zusammen.





Das ganze läuft natuerlich unter strengsten Sicherheitsauflagen des Palm City Managements ab. Blue Mountain, eine britische Sicherheitsgruppe, beschützt den Compound. An allen Ecken gibt es geschultes und trainiertes Personal, an das man sich im Zweifelsfall wenden kann.
Und wenn dies versagt, gibt es genügend qualifiziertes Personal diverser in Palm City ansässiger Botschaften oder UN Organisationen, die immer die nötigen Werkzeuge dabei haben.







Lange musste ich warten bis ich ich auf den Technical und den Exploration Manager (Thomas Eder und Gerhard Frey) der OMV treffen konnte. Auch SMS und Anrufe halfen nichts: Man sei im Stadtbüro, müsse für HQ in Wien noch die letzten Zahlen einberichten und Meetings vorbereiten. Aber dafür hat man dann auch in Tripolis Verständnis, denn wollt ihr in Österreich etwa ohne Benzin dastehen ?
An den leeren Tankstellen den Hinweis sehen: "Heute kein Bezin, da arbeitsfreier Tag in Libyen" ? Nein, unsere Ölburschen setzen sich für uns ein. Die Sonne stand schon tief, als sie im Camp auftauchten. Abgearbeitet, und auch dort wollten die Anrufe aus Wien einfach nicht aufhören. So manch einer denkt sich dann kleine Rachepläne aus (die dann meistens nicht umgesetzt werden):
Einmal an den libyschen Arbeitstagen Samstag Früh, oder Sonntag Mittag den Chef  in Österreich anrufen: Wenn er gerade beim Heurigen den ersten Spritzer schlürft. Oder im Salzkammergut nach dem Gipfelsturm seine erstes Bier hinunterkippt. Und dann ganz unschuldig fragen "Jetzt habe ich ganz vergessen, wird heute in Österreich gearbeitet ?"

Etwas entspannter nehmen dies Nina Boroufka, und Lamia Karkour vom Hilfswerk Austria. Die Kinder des OMV finanzierten "Libya Youth Center" kommen nur Samstag-Donnerstag.
Und 6 Tage Kinder/Jugendliche im Alter von 5-25 Jahre betreuen muss man erst einmal verdauen.
Zum Glück ist Palm City der einzige Ort an dem man auch im Bikini /Badeanzug liegen kann. Und als Frau nicht voll bekleidet ins Meer muss. Lamia hatte diese am Freitag davor als eher unangenehm empfunden.
Aber auch hier wird die freie Zeit für "Networking" genutzt: Ein neuer Österreich hat sich gefunden: Alex Griff, vom Internationalen Roten Kreuz. In neuer Mission in Libyen unterwegs, um libysche Gefängnisse und Gefangene zu inspizieren. Aber mehr darf er wegen der Company Policy nicht sagen. Da hilft auch kein bitten und betteln, er bleibt hart. Und man weiss ja nie wer in Libyen gerade Lizenz zum Töten hat, wenn man zuviel erzaehlt oder weiss (Frei nach dem letzten Bericht in der Kronen Zeitung: "Wer spricht, stirbt".
Kornen Zeitung: Wer spricht, stirbt

Und wo sind die anderen geblieben? WABAG, VAMED, VAOS, TÜV Austria, etc.
Dies wird in einem späteren Arbeitsauftrag von mir penibel durchleuchtet werden.

It´s a hard life.
24x7 für die österreichische Wirtschaft....

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