"A remarkable woman"
"An Ambassador you will not forget"
So lauteten einige der vielen Kommentare über Dorothea Auer, die dieser Tage ihre letzte Ausreise aus Libyen bestritt.
Dorothea Auer sagte immer "schnurstraks" was ihr passte, oder eben auch was nicht. Gefährlich wurde es, wenn (wie manche Libyer dies taten) man ihr erklärte, dass der Mann das stärkere Geschlecht sei. Diejenigen Libyer die sich das trauten, haben dies nur einmal getan.
Viereinhalb Jahre hat sie die Geschicke der österreichischen Botschaft in Tripolis geleitet. Hat als eine der wenigen Botschafter in Djerba ausgeharrt und ist nach Beendigung der Revolution mitte Oktober nach Tripolis zurückgekehrt.
Bekannt war sie bei alt und jung, dick und dünn und überhaupt. Und das bis tief in die Wüste, denn das war eines ihrer größten Hobbies: Jedes Eck und jede Region Libyens zu bereisen, auch wenn es noch so unwegsam war. Das hat schon das ein oder andere mal dazu geführt, dass eine Ölfirma in der Wüste ausrücken musste um sie nicht den Skorpionen ausgesetzt zu lassen.
Aber irgendwann ist dann eben Ende, auch wenn man Botschafterin ist.
Und so ging es eben auf der letzten Ausreise mit - dreimal darf geraten werden - Turkish Airlines über Istanbul nach Wien. "Final Exit" wird dies in Libyen genannt, denn so nennt sich der Stempel, den man bekommt, wenn man das Land endgültig verlässt. Da müssen alle Steuern bezahlt sein, alle Dokumente in Ordnung sein, und dann darf man hinaus (obgleich dies natuerlich nicht alles in der Form für Diplomaten zutrifft).
Bepackt mit 44kg.
Und jede Menge Handgepäck.
Aber der Höhepunkt dieser Reise war sicherlich die (nicht unerwartete) Begleitung durch zwei verdeckte (Hobby-)Agenten, Stefan Mugitsch (VAMED) und mich.
Da kann einem der Abschied aus Libyen eigentlich nicht mehr schwer fallen.
Auf der Strecke Tripolis-Istanbul erfuhren wir noch die letzten politischen Ereignisse und Interventionen, und dass ihr nicht alles in Libyen abgehen werden.
Wir fragten sie, ob sie froh sei, dass es jetzt weitergehe:
"Wahrscheinlich sind alle froh, dass ICH weg bin".
Nana, das hat sie sich sicherlich nur getraut zu sagen, weil niemand anderer in der Nähe war der sie kannte.
In Istanbul angekommen hatte ich die Ehre eines der (nicht leichten) Handgepäckstücke durch die endlosen Transitgänge des Atatürk Flughafens zu geleiten.
Stefan Mugitsch wollte auch mit dem roten Köfferlein behilflich sein, aber dies wurde dankend abgelehnt.
Das machte uns natürlich stutzig: Was hatte es mit dem roten Koffer auf sich? Denn dieser wurde nie aus den Augen gelassen und war immer "am Mann" (in diesem Fall "an der Frau"). Mit geschickten Fangfragen versuchten wir der Botschafterin den Inhalt zu entlocken. Nach etlichen erfloglosen Versuchen und Rücksprachen mit Stefan hatte ich es:
"Dorothea, jetzt wissen wir es!" sagte ich in der Lounge in Istanbul, auf den Fieger nach Wien wartend:
"Da sind die Raketencodes der Republik!"
Dorothea Auer entkam ein Schmunzeln. Da wussten wir es - es waren die sagenumwobenen Codes, die nie jemand zu Gesicht bekam und die es galt unter Einsatz des Lebens zu schützen.
Stefan Mugitsch wusste sofort was zu tun war. Er setzte seine gesamte Ausrüstung in Betrieb um etwaige Feindeinwirkungen zu verhindern. Das kann er: Ipad, Iphone, Blackberry und MacBook Pro wurden angeworfen und alle Vorkehrungen für eine gesicherte Weiterreise wurden getroffen. Er hat in den letzten 10 Monaten schon ganz andere Aufgaben gemeistert, aber dennoch erforderte diese nun unsere höchste Konzentration.
Der Weiterflug nach Wien erfolgte problemlos.
Auch das Gepäck kam relativ rasch - einen kleinen Schönheitsfehler gab es jedoch: Turkish Airlines hat doch glatt das Gepäck des Wirtschaftsdelegierten vor (wenn auch nur ein Gepäcksstück davor) jenem der (Ex-) Botschafterin auf das Förderband geschickt. Aber es viel Dorothea Auer auf. Ich hoffe Turkish Airlines hat dafür eine Erklärung parat!
In Wien angekommen wartete auch schon Axel Neubäck (Austrian Airlines) und sorgte für eine angenehme und reibungslose Ankunft der ehemaligen Missionschefin.
Aber zum Abschluss verriet sie uns noch, dass sie eigentlich bis zum 9.Januar noch im Amt ist, jetzt aber eine Auszeit benötigt.
Einfach nichts tun....
Und dann voll neuer Kraft ihren neuen Posten als österreichische Botschafterin für Chile antreten.
Salud, dinero y amor, Senora Embajadora !